Als stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) für München und Oberbayern steht Peter Kammerer im ständigen, direkten Austausch mit der bayerischen Wirtschaft. Seine Expertise bringt er seit vielen Jahren in verschiedenen Gremien wie dem Tourismusausschuss des Deutschen Industrie- und Handelskammertags ein. Die Vernetzung von Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Universitäten sowie die Stärkung der MICE-Branche Bayerns sind ihm ein besonderes Anliegen.
Im Gespräch mit Peter Kammerer
Wir haben Peter Kammerer gefragt, welche Stärken der MICE-Standort Bayern hat, wie dieser im nationalen und internationalen Vergleich abschneidet und wie die bayerische MICE-Branche die Pandemie als Chance nutzen kann.
Die bayerische MICE-Szene wird durch Innovationen gestärkt aus der Pandemie kommen.
Wirtschaftsstandort Bayern
Was zeichnet Bayern als Wirtschaftsstandort aus?
Bayern hat einen breiten, vielseitigen Branchenmix, wir haben moderne Industrien, eine hohe Wertschöpfung und starke Exportorientierung. Außerdem sind wir ein international führender Standort für Forschung und Innovation. Deshalb ist Bayern auch attraktiv für Fachkräfte, die der Schlüssel für eine zukunftsorientierte Wirtschaft und Gesellschaft sind. Geografisch gesehen liegt Bayern zentral in Europa und bildet die Schnittstelle zwischen Nord und Süd. Zudem ist die Marke Bayern selbst international bekannt, mit einer Kombination aus Tradition und Moderne sowie Qualität und Erfolg.
Bayerns Top-Branchen
Welche Branchen sind in Bayern besonders stark vertreten?
Alles, was mit Mobilität zu tun hat, wie etwa die Automobilindustrie und Schienenverkehr und Schienenfahrzeuge, aber auch der Maschinenbau. Bayern ist dazu führend in Elektrotechnik, Elektronik und Medizintechnik. Darüber hinaus ist Bayern und dabei vor allem München ein starker IT-Standort. Und betrachtet man Oberbayern, dann spielen auch die Lebensmittelindustrie sowie die Chemie- und Pharmabranche eine wichtige Rolle.
Bayern als MICE-Standort
Was sind im nationalen und internationalen Vergleich die Vorteile Bayerns als MICE-Standort?
Einerseits haben die Vernetzung und der Wissensaustausch zwischen Start-ups und alteingesessenen Unternehmen in Bayern Tradition. Besonders hervorzuheben ist das Netzwerk aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen wie den Exzellenz-Universitäten LMU und TUM, aber auch den Instituten von Max-Planck- sowie Fraunhofer-Gesellschaft. Beide Forschungsorganisationen haben übrigens auch ihren Hauptsitz in München. Das sind Treiber für innovativen Austausch und das befruchtet auch die MICE-Branche.
Es gibt wenige MICE-Standorte, die so eine landschaftliche Vielfalt wie Bayern haben.
Andererseits wollen Menschen etwas erleben. Dafür hat Bayern alle nötigen Voraussetzungen. Wir haben funktionierende Innenstädte, tolle Veranstaltungslocations, und es gibt die Grundinfrastruktur im Bereich Beherbergung und Gastronomie. Unsere innovativen Player haben den richtigen Spirit und alles wird von typisch bayerischem Ambiente eingebunden. Es gibt wenige MICE-Standorte, die so eine landschaftliche Vielfalt wie Bayern haben. Von Bergwelten, über die Seen und Wälder, bis hin zu attraktiven Städten. Ich glaube, dass wir für den Neustart der MICE-Szene gut aufgestellt sind.
Die IHK für München und Oberbayern ist Mit-Initiator der Bits & Pretzels, dem in Europa führenden Event für die Gründerszene. Welche Idee verfolgten Sie damit?
Am Anfang haben wir die Bits & Pretzels unterstützt, weil sich die IHK als Wirtschaftsförderungsinstitution sieht und uns Netzwerke und der Austausch innerhalb der Branche sehr wichtig sind. Als Bits & Pretzels sich dann etabliert hatte, haben wir uns zurückgezogen, denn der Markt, die Start-ups und die Investoren können das nun alleine.
Wir sehen uns als Impulsgeber und haben bereits vor vielen Jahren, als das noch kaum einer getan hat, die Entstehung von Netzwerken zwischen Start-ups und Investoren intensiv begleitet. Wir betreiben damit praktische Zukunftssicherung, indem wir helfen, dass immer wieder neue Geschäftsmodelle, Ideen und Synergien entstehen.
Ein Blick in die Zukunft
Welche Auswirkungen für den MICE-Bereich werden von der Pandemie bleiben?
Ich glaube, dass Geschäftsreisen nach der Pandemie wieder an Bedeutung gewinnen werden. Ich sehe vor allem auch positive Impulse, die sich aus der jetzigen Situation ergeben: Geschäftsmodelle werden überdacht, Neues wird entstehen, es wird einen Innovationsschub geben. Hotelketten, Fluggesellschaften, Touristik-Dienstleister, aber auch die Messebetreiber selbst werden neue Angebote kreieren.
Wenn die Reisebeschränkungen vorbei sind, wird eine neue Balance zwischen analog und digital entstehen. Es wird eine neue Kombination von Angeboten und Formaten sowie digitaler und analoger Vernetzung und Austausch geben. Auch gerade in diesem Bereich bringt Bayern die nötigen Rahmenbedingungen mit, weshalb ich sicher bin, dass sich der bayerische MICE-Sektor nach der Krise neu erfinden und neue Ideen für die Kunden bereitstellen wird.
Auf welche Bereiche sollte Bayern künftig besonderes Augenmerk legen, um sich weiterhin als Top MICE-Standort zu profilieren?
Wir müssen natürlich darauf achten, dass wir alle MICE-Standorte in Bayern immer modern und auf dem neuesten Stand halten, was regelmäßige Investitionen bedeutet. Wir müssen die Mobilitäts-Infrastruktur ausweiten, weil Mobilität ein wichtiger Schlüssel für funktionierende MICE-Standorte ist. In das Thema funktionierende, nachhaltige, klimaneutrale Mobilität, die modern und innovativ ist sowie hohe Qualität liefert, müssen wir am stärksten investieren.
Außerdem müssen wir die Marke Bayern ständig weiterentwickeln, weil andere Standorte in diesem Bereich stark investieren. Eine emotionale Ansprache potenzieller MICE-Kunden in Verbindung mit Geschichte und Geschichten aus Bayern, damit können wir uns gegen die Konkurrenz absetzen, national wie international.
Bayern als Urlaubs- und Erholungsdestination
Was unternehmen Sie in Bayern, wenn Sie entspannen wollen?
Eine Weinreise mit dem Fahrrad durch Franken ist einfach etwas genial Schönes.
Aber auch bayerische Städte zu besuchen, zum Beispiel Regensburg, Bamberg oder Passau, kann ich jedem nur empfehlen. Das sind wunderschöne Orte, die so viel faszinierende Geschichte und Lebensgefühl bieten.
Außerdem schätze ich den Bayerischen Wald. Meine Töchter waren dort beim Reiten und ich beim Golfen.
Ein Tipp noch für München: Nehmen Sie Teil an einer historischen Themen-Stadtführung. Da kann man viel Überraschendes und Neues über die Stadt erfahren, selbst als Einheimischer.
Bayerische Branchenvielfalt
Bayern ist in vielen Branchen ganz oben. Von Health und Life Sciences über IT bis hin zu Finanzdienstleistungen - erfahren Sie, wo Sie auf die geballte Branchenkompetenz und die Big Player des Marktes treffen.